Reviewed by Rebecca Diana Klug, Georg-August-Universität Göttingen (rebecca-diana.klug@phil.uni-goettingen.de)
Der vorliegende Band Per terram, per mare ist aus der im April 2013 in Nicosia veranstalteten, gleichnamigen Konferenz hervorgegangen. Der Band beschäftigt sich mit der Verbreitung von Transportamphoren in römischer Zeit. Neben den durch Ausgrabungen bekannten Funden spielen insbesondere Unterwasserfunde eine wichtige Rolle. Zunächst beginnt Stella Demesticha (xiii-xxii) mit einer Einleitung zu den Transportamphoren, in der sie insbesondere auf die bisher durchgeführten Tagungen eingeht. Sie stellt die Wichtigkeit der Amphoren für wirtschaftshistorische Fragen heraus, schränkt aber die Aussagekraft von Einzelfunden sinnvoller Weise ein. Ein wichtiger Hinweis betrifft darüber hinaus die verschiedenen Typologien der Transportamphoren. Viele Typen sind unter verschiedenen Namen bekannt. Zum Teil richtet sich die Benennung nach den Bearbeitern der entsprechenden Funde, zum Teil aber auch nach ihrem ersten Fundort. Gerade diese zweite Variante birgt eine große Schwierigkeit. Der Fundort ist ungleich der Herkunft, was in mehreren Artikeln angesprochen wird. Stella Demesticha schließt ihre Einleitung mit einer tabellarischen Übersicht der in den folgenden Beiträgen wichtigen Amphorentypen mit den verschiedenen Bezeichnungen. Dies zeigt, dass die Problematik verstanden worden ist, eine Lösung aber ein langwieriger Prozess ist. Die 19 Beiträge sind in vier regionale Bereiche gegliedert. Begonnen wird mit fünf Aufsätzen zum östlichen Mittelmeergebiet (3-76). Darauf folgt das Schwarzmeergebiet mit drei Beiträgen (79-135). Das zentrale Mittelmeergebiet ist mit neun Aufsätzen vertreten (139-266). Den Abschluss bilden zwei Aufsätze zum westlichen Mittelmeergebiet (269-289). Der Schwerpunkt der Beiträge zum östlichen Mittelmeergebiet liegt auf Unterwasserfunden. Drei Aufsätze — George V. Koutsouflakis – Xanthie Argiris (3-22); Lucie S. Vidičková (23-30); und Theotokis Theodoulou – Brendan Foley – Dimitris Kourkoumelis – Kalliopi Preka-Alexandri (41-54) — beschäftigen sich mit Schiffswracks; ein weiterer — Stella Demesticha (55-76) — zusätzlich mit Landeplätzen. Der fünfte Beitrag — M. Palaczyk (31-40) — befasst sich dagegen mit Amphoren aus den Schweizer Grabungen in Eretria. Gemeinsam ist allen Beiträgen, dass sie neueste Forschungsergebnisse präsentieren, auch wenn es sich dabei zum Teil um vorläufige Ergebnisse handelt. Doch auch diese vorläufigen Ergebnisse, wie beispielsweise die Funde nordafrikanischer Transportamphoren in der Ägäis (George V. Koutsouflakis – Xanthie Argiris, 3-22), zeigen, dass wir bisher nur ein ziemlich unvollständiges Bild über den Handel in dieser Region haben, das zum Teil durch die Überlieferungssituation bzw. Zufallsfunde bestimmt ist, zum Teil aber auch durch die bisherigen nicht umfassenden Publikationen. Gleiches gilt für das Vorhandensein römischer Transportamphoren auf Eretria, die bisher, durch den Fokus auf die griechische Zeit, nicht untersucht worden waren. Drei Beiträge beschäftigen sich mit den Transportamphoren im Schwarzmeergebiet. Elena Yu. Klenina (79-97) wertet die Funde aus Chersonesos aus. Sie kann feststellen, dass mit dem Ende bzw. dem Rückgang der eigenen Wein- und Amphorenproduktion im 1. Jh. v. Chr. der Import aus der südlichen Pontus Region, besonders aus Sinope und Heraclea Pontica zunimmt. Andrzej B. Biernacki und Elena Yu. Klenina (99-102) beschäftigen sich mit den Amphoren aus Novae. Auch in diesem Beitrag liegt der Schwerpunkt auf der typologischen Untersuchung des vorhandenen Materials und einer kulturhistorischen Auswertung. Inhaltlich schließt dieser Beitrag gut an den vorhergehenden an. Waren in Chersonessos die Amphoren aus Sinope und besonders aus Heraclea Pontica reichlich vertreten, zeigt sich in Novae ein anderes Bild. Der Beitrag von Elena Yu. Klenina (79-97) befasst sich mit den Amphoren vom 1. Jh. v. Chr. bis zum 4. Jh. n. Chr., der Beitrag von Andrzej B. Biernacki und Elena Yu. Klenina (99-120) mit Amphoren des 4. – 6. Jh. n. Chr. Die Reihenfolge der Beiträge verdeutlicht das Ergebnis noch einmal. Relativ ausführlich beschreiben Biernacki und Klenina den Scherben der Amphoren. Ohne entsprechende Farbabbildungen oder einen Verweis auf die Munsell Soil Color Charts sind die angegebenen Farbwerte allerdings nur schwer vergleichbar. Der dritte Beitrag verfolgt einen anderen Ansatz. Anna V. Smokotina untersucht den Import der LR 1 Amphoren in den Bosporus (121-135). Sie beschäftigt sich dazu mit dem Material aus 16 Zisternen, allerdings alles Befunde aus Kertsch. Im Anschluss (Abschnitt 2-4) geht sie auf die LR 1 Amphoren und deren Imitationen ein. Ihre Auswertung der Befunde aus Kertsch ist schlüssig und bietet einen guten Überblick über Veränderungen vom späten 4. Jh. n. Chr. bis zur Mitte des 6. Jhs. n. Chr. Für die Fragestellung wäre ein deutlicher Verweis auf wenigstens einen anderen Fundort hilfreich gewesen. Der größte Block ist dem zentralen Mittelmeergebiet gewidmet. Insgesamt neun Beitrage beschäftigen sich mit den adriatischen und nordionischen Küsten. Der erste Beitrag von Rita Auriemma, Valentina Degrassi und Elena Quiri (139- 160) bietet eine gute Einführung für die folgenden Beiträge und einen Überblick über die Verbreitung der östlichen Amphoren in den adriatischen Raum, die besonders im 3. Jh. n. Chr. eine wichtige Rolle spielen. Der folgende Beitrag von Elena Quiri (161-180) beschäftigt sich daraufhin mit den östlichen Amphoren in Turin. Hier zeigt sich am Ende des 2. Jhs. n. Chr. ebenfalls ein Einbruch bei den adriatischen Produkten und ein Anstieg der östlichen Importe. Das 3. Jh. n. Chr. ist allerdings nur schwer fassbar, so dass sich kein genaues Bild ergibt. Anschließend beschäftigt sich Elena Quiri zusammen mit Giuseppina Spagnolo Garzoli mit dem Import von Alaun nach Novara (181-188), wobei auch schon in dem Beitrag zu Turin von Alaun die Rede war (173). Die nächsten Beiträge beziehen sich auf die östliche Adria. Zunächst geben Tamás Bezecky, Piero Berni Millet und Horacio Gonzáles Cesteros einen Überblick über neue Forschungen zur Villa in Castrum auf Brijuni (Kroatien) (189-198). Hier geht es zum einen um die sog. Laecanius Amphoren, die anhand der Stempel identifiziert werden können. Daneben wird jedoch die Nutzungszeit der Villa anhand der Amphorenfunde untersucht. Jeffrey Royal bespricht Unterwasserfunde entlang der Illyrischen Küste, um Rückschlüsse auf den Fernhandel zu ziehen (199-218). Seine Beispiele liegen im Gebiet vom heutigen Montenegro und von Albanien. Auch der Beitrag von Dimitris Kourkoumelis und Dimitris Sabellariou befasst sich mit Unterwasserfunden (219-227). Es werden verschiedene Schiffswracks aus dem ionischen Meer angesprochen, von denen zwei spätrömische im Fokus stehen, die u.a. verschiedene afrikanische Amphoren geladen hatten. Auch Rita Auriemma untersucht Unterwasserfunde (229-243). Die Schiffswracks bei Torre Santa Sabina (Brindisi, Italien) zeigen, dass der Hafen auch in römischer Zeit noch genutzt worden ist, wenn auch in geringerem Ausmaß als von archaischer bis hellenistischer Zeit. Die vorgestellten Befunde enthalten in der Mehrheit graeco-italische Amphoren und Amphoren vom Typ Lambolgia 2. Ägäische Importe sind dagegen nur gering vorhanden. Auch frühe afrikanische Typen sind nachgewiesen. Pavle Dugonjić verfolgt einen anderen Ansatz. Sein Beitrag beschäftigt sich mit den rhodischen Amphoren im adriatischen Raum, wobei der Fokus auf Kroatien liegt (245-256). Dugonjić bietet auch einen kurzen Überblick über die verschiedenen Benennungen der spätrhodischen Amphoren und versucht die Bezeichnung Late Rhodian amphorae zu stärken. Er führt sechs Befunde mit spätrhodischen Amphoren an; weitere zählt er auf. Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen, so dass bisher nur vorläufige Ergebnisse vorliegen. Dino Taras untersucht die Amphoren aus dem römischen Hafen von Aenono (Kroatien) (257-266). Der Hafen wird ab dem 1. Jh. n. Chr. genutzt und spielt eine Rolle auf der östlichen Mittelmeerroute. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass die Blütezeit des Hafens im 1. und 2. Jh. n. Chr. gewesen ist. Mit dem westlichen Mittelmeergebiet beschäftigen sich nur zwei Beiträge. Guillermo Pascual Berlanga und Albert Ribera i Lacomba behandeln östliche Amphoren in Valentia und Pompeji (269-286). Beide Untersuchungen beginnen im 1. Jh. v. Chr. Für Pompeji wird das Haus der Ariadne als Materialbasis herangezogen, da dieses von der Koloniegründung 80 v. Chr. bis zum Vesuvausbruch untersuchte Befunde aufweist. Es stellt sich aber die Frage, ob der Befund eines Hauses repräsentativ für Pompeji sein kann? Es zeigt sich an dem gewählten Beispiel allerdings deutlich, dass durchweg griechische Amphoren, vorwiegend aus Rhodos, in Pompeji zu finden sind. Eliana Piccardi beschäftigt sich ebenfalls mit den Amphoren aus dem östlichen Mittelmeergebiet (287-298). Sie untersucht die Verbreitung der östlichen Amphoren im antiken Ligurien, auf Korsika und auf Sardinien. Das Projekt ist noch am Anfang, so dass noch keine Ergebnisse gegeben werden können. Der vorliegende Band bietet insgesamt einen guten Überblick zur aktuellen Amphorenforschung und einen Einblick in eine Vielzahl von Projekten. Bei einigen Beiträgen handelt es sich um vorläufige Ergebnisse oder erste kurze Berichte. Entsprechend sind die Beiträge zum Teil sehr unterschiedlich in ihrer Länge, was aber zu den Inhalten passen zu scheint. Der Band ist inhaltlich gelungen, die Beiträge sind übersichtlich und zu einander passend angeordnet. Sehr positiv ist auch die umfassende und aktuelle Bibliographie zu jedem Aufsatz. Auch die Beigabe von Farbabbildungen der verschiedenen Scherben ist sehr positiv. Als kleiner Kritikpunkt muss die Wahl der Harvard-Zitation als Zitiersystem genannt werden. Das System hat seine Vorteile, doch gerade bei den verschiedenen Amphorentypen und den Mehrfachbezeichnungen einzelner Amphoren wird der Lesefluss durch die Klammern im Fließtext stark beeinträchtigt.
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