Reviewed by Raphael Brendel, Ludwig-Maximilians-Universität München (raphaelbrendel@arcor.de)
[The Table of Contents is given below.] Hier zu besprechen ist eine zweisprachige (lateinisch-italienische) Ausgabe des Breviators Eutropius, erschienen in einer Reihe mit dem Ziel, die Klassiker der Antike einem breiten Publikum zugänglich zu machen (S. V-VI). Von philologisch-pädagogischer Seite siehe bereits Marc Steinmann in: Forum Classicum 57/3 (2014), S. 244-246 (https://www.altphilologenverband.de/forumclassicum/pdf/FC2014-3.pdf). Die Einleitung (S. VII-L) stammt von Fabio Gasti. Dieser bietet einen gerafften Überblick über die Geschichtsschreibung der Spätantike (S. VII-XIII) und die Entwicklung der antiken Kompendienliteratur (S. XIII-XX) sowie einen detaillierteren Überblick über Leben (S. XX-XXIV) und Werk des Eutropius (S. XXIV-XXIX), die Einordnung der Schrift in den Kontext ihrer Zeit (S. XXIX-XXXVI) und die Sprache des Breviarium (S. XXXVI-XLII). Zuletzt werden Überlieferung und Benutzer behandelt (S. XLII-L). Die Bibliographie (S. LI-LVI) nennt die herangezogenen Editionen und Übersetzungen und die wichtigsten Forschungsbeiträge zu Eutropius allgemein (der von Steinmann S. 245 als fehlend vermerkte Beitrag Gastis ist S. LVI zitiert); Spezialliteratur zu einzelnen Stellen ist den Anmerkungen zu entnehmen. Fabrizio Bordone ist verantwortlich für den Text, die Übersetzung und die kommentierenden Anmerkungen. Der Text (S. 2-176) ist größtenteils derjenige von Hellegouarc'h. Eine Liste der Abweichungen findet sich S. LVII-LVIII. Die italienische Übersetzung (S. 3-177) ist, soweit der Rezensent als Nicht-Muttersprachler das beurteilen kann, gut lesbar und trifft den Sinn des Textes. Die Anmerkungen (S. 179-449) sind eine anerkennenswerte Leistung. Das Werk des Eutropius reicht von der Gründung Roms bis zum Tod Kaiser Jovians (364), so dass ein Kommentator mit über tausend Jahren römischer Geschichte vertraut sein muss. Inhalt der Anmerkungen sind Erklärungen der Angaben des Eutropius, die mit Parallelquellen angereichert werden. Moderne Forschungsliteratur wird nur zitiert, wenn sie sich speziell mit der kommentierten Stelle befasst, die Aussage der Anmerkung verdeutlicht, wenn sie aus den Quellen alleine nicht belegt werden kann, oder aufgrund des Überblickscharakters eine geeignete weiterführende Lektüre für die Zielgruppe ist. Die größte Schwäche liegt in einer Formalienfrage: Für eine einfachere und übersichtlichere Benutzung wäre eine durchgehende Zählung der Anmerkungen oder eine am oberen Rand jeder Seite positionierte Angabe darüber, welches Buch kommentiert wird (so bei Text und Übersetzung) sinnvoll gewesen. Irritierend ist, dass jegliche Form von Register fehlt. Mit diesen Voraussetzungen ist der Kommentar größtenteils zufriedenstellend. Eine eingehendere Prüfung der Anmerkungen vor allem zu Buch 10 (S. 412-449) ergab einige Ergänzungen oder Korrekturen: S. 404-405, Anm. 124 zu 9,22,1: Für die fiktive Abkunft des Constantius I. von Claudius II. werden die Historia Augusta und Zonaras genannt, nicht aber der zentrale erstmalige Beleg Paneg. Lat. 6 (7),2,1-5. S. 418, Anm. 21 zu 10,4,1: Kaiser Licinius heißt hier Gaius Licinianus Licinius; der Name Gaius ist für ihn nicht belegt. S. 419, Anm. 22 zu 10,4,2: Die Heimatstadt des Galerius heißt nicht Romulanium, sondern Romuliana (Bruno Bleckmann in: Göttinger Forum für Altertumswissenschaft 2 (1999), S. 140: http://gfa.gbv.de/dr,gfa,002,1999,a,09.pdf). S. 419, Anm. 25 zu 10,4,3: Dass Konstantin 306 zum Augustus erhoben wurde, wie (der nicht zitierte) Laktanz behauptet, ist zumindest zweifelhaft. S. 427-428, Anm. 48 zu 10,8,2: Zu den Hintergründen des geplanten Perserfeldzug Konstantins wäre noch die Version der Lügen Metrodors als Kriegsauslöser zu nennen (Marilena Amerise, Mendacium Metrodori, in: Klio 86 [2004], S. 197-205). S. 428, Anm. 50 zu 10,8,2: Konstantin wurde wohl nicht als apostelgleich, sondern als christusgleich begraben; die letztgenannte These hätte angeführt werden sollen. S. 429, Anm. 54 zu 10,9,1: Zum relevanten und vieldiskutierten Thema der Morde von 337 wäre mehr und vor allem aktuellere Literatur wünschenswert gewesen (etwa Richard W. Burgess, The summer of blood. The 'great massacre' of 337 and the promotion of the sons of Constantine, in: Chronicles, Consuls, and Coins, Farnham 2011, Nr. X). S. 433, Anm. 68 zu 10,11,2: Aurelius Victor behauptet nicht, dass Nepotianus am 30. Tag getötet wurde, sondern er gibt 42,8 ebenfalls den 27. Tag in umständlicher Formulierung: tricesimo die triduo minus. S. 433, Anm. 68 zu 10,11,2: Eutropius berichtet nicht als einziger von Strafaktionen des Magnentius nach der Beseitigung des Nepotianus, sondern auch die Chronik des Hieronymus (238b). S. 443, Anm. 102 zu 10,16,3: Dass der Papyrus Fayum 20 ein Edikt Julians ist, ist eine längst widerlegte, aber hartnäckig fortbestehende Annahme. S. 443-444, Anm. 105 zu 10,16,3: Hier hätte erwähnt werden können, dass das nimius in der Bemerkung zu Julians Haltung gegenüber den Christen teilweise als Interpolation angesehen wird; siehe etwa Johannes Irmscher in: Byzantinoslavica 16 (1955), S. 362. S. 448, Anm. 119 zu 10,17,3: Welchen Sinn hat Cassiodor Hist. trip. 7,6,2 als Parallele, wenn die (bei Cassiodor nur übersetzte) Stelle Sokr. 3,26,2-3 ausgespart wird? S. 448-449, Anm. 120 zu 10,18,1: Hier fällt die zitierte Literatur mit einer Quellenanalyse von Ratti mager aus; siehe dazu die unten genannten Schriftenbände. Auch die Berücksichtigung der Spezialstudien zu einzelnen Stellen ist zufriedenstellend und nur gelegentliche Fehlstellen zu ermitteln. 1,15,1: Wilfried Olbrich, Coriolan bei Eutrop, Valerius Maximus, Livius – und Beethoven, in: Friedrich Maier (Hrsg.), Anstöße zum altsprachlichen Unterricht, München 1993, S. 53-58. 4,9: Alejandro Díaz Fernández, Nota a Eutropio 4.9. Sobre la identidad de L. Memmius y su presencia in Hispania, in: Athenaeum 98 (2010), S. 259-265. 8,19,2-3: Karl Johannes Neumann, Zu Eutrop und Herodian, in: Rheinisches Museum für Philologie 35 (1880), S. 485-486. Von textkritischer Seite wären neben Lucarinis Rezension der Ausgabe Hellegouarc'hs noch die von Peter K. Marshall (Classical Review 115/N.S. 51 [2001], S. 271-272) und Carlo Santini (Latomus 62 [2003], S. 168-171) zu nennen. An allgemeiner Literatur ist ebenfalls wenig zu ergänzen. Die Nennung der Schriftenbände von Richard Burgess (Chronicles, Consuls, and Coins, Farnham 2011) und Stéphane Ratti (Antiquus error, Turnhout 2010) statt mehrerer (nicht aller) Erstpublikationen ihrer Einzelstudien hätte das Literaturverzeichnis noch ökonomischer gestaltet. Unter den Ausgaben sind die von Heinrich Rudolf Dietsch (Leipzig 1849) und Carl Wagener (Leipzig 1884), die englische Übersetzung von Daniel Erickson (Diss. Syracuse University 1990), die gegenüber Droysen überlegene Paianios-Ausgabe von Spyridon Lambros (in: Neos Hellenomnemon 9 [1912], S. 1-115), die eigene Ausgabe des Paulus Diaconus von Hans Droysen (Berlin 1879) und die des Landolfus Sagax von Amedeo Crivellucci (Rom 1912-1913) zu ergänzen. Der Vollständigkeit halber erwähnt sei noch der schwer zugängliche Teilkommentar von Hendrina van Oosten (Prolegomena tot Eutropius se Breviarium ab urbe condita, Magisterarbeit Pretoria 1980). Zu S. XLII-L: Dass neben sicheren Benutzern auch solche aufgezählt werden, deren Verwendung des Eutropius umstritten ist (etwa die Chronik des Hieronymus), stellt kein Problem dar. Allerdings hätten weitere potentielle und erst recht sichere Benutzer nicht übergangen werden dürfen. Zu ergänzen sind: Der Kirchenhistoriker Sokrates (hat Eutropius sicher benutzt), Augustinus (hat Eutropius sicher in De civitate dei benutzt), der Breviator Festus (hat Eutropius oder dessen Quelle benutzt), Sozomenos (vereinzelte Annahmen einer Benutzung), Malalas (hat Eutropius nicht benutzt, verweist aber zweimal namentlich auf ihn). Druckfehler und Irrtümer sind selten. Laut S. XXI fand Julians Perserfeldzug im Jahr 361 statt, richtig ist jedoch 363. Der Todestag Jovians ist der 17. Februar (richtig S. 448, Anm. 119), nicht der 16. Februar (S. XXV). S. 81 hat sich bei der durchgehenden Stellenangabe im oberen Teil der Seite ein überschüssiges Element (§) eingeschlichen. Der Text folgt Hellegouarc'h (dessen Text in beiden Auflagen identisch ist). Allerdings scheint die Liste der Abweichungen (S. LVII-LVIII, wo 3,14,1 statt 4,14,1 zu lesen ist) mit Nachlässigkeit angefertigt worden zu sein. Genannt werden dreizehn Textänderungen (elf in der Liste, zwei in den Vorbemerkungen), gefunden wurden 43. Auf eine bewusste Systematik kann diese Differenz nicht zurückgehen, da gleichermaßen Berichtigungen von Druckfehlern Hellegouarc'hs und bewusste Änderungen unterschiedlichen Ausmaßes in der Liste auftauchen bzw. ausgelassen wurden. Der Rezensent hat daher versucht, unter Heranziehung aller S. LI-LII (außer der mir nicht zugänglichen von Emma Falque) und den oben ergänzend genannten Editionen, die Textänderungen zu kategorisieren (G/B = diese Ausgabe, H = Hellegouarc'h). Korrektur von Druckfehlern Hellegouarch's (siehe bereits Peter K. Marshall in: Classical Review 115/N.S. 51 [2001], S. 271-272): 1,16,3 familia G/B, famila H; 4,21 T. Quintio G/B, L. Quintio H (in der Übersetzung T. Quintius); 4,27,2 Bocchum G/B, Boccum H (sonst immer Bocchus); 7,15,1 quaereretur G/B, quaeretur H; 8,17 Salvius G/B, Saluuius H; 9,20,2 Viminacium G/B, Viminiacum H; 10,9,2 Constantinum G/B, Contantinum H. An zwei Stellen verwendet H eine richtige Namensform, die aber von den übrigen Nennungen abweicht: 2,13,4 Pyrrus G/B, Pyrrhus H (sonst immer Pyrrus); 2,15 Ptolomaeo G/B, Ptolemaeo H (sonst immer Ptolomaeus, siehe 3,1,1, so aber auch Hartel). Details ohne oder mit geringem Einfluss auf den Inhalt, so dass beide Lesarten ähnlich oft vertreten werden: 1,9,4 remaneret G/B, maneret H; 1,17,1 ferme G/B, fere H; 2,14,1 potuerat G/B, poterat H; 3,14,1 venientium G/B, venientum H; 4,4,1 legatus datus contra G/B, legatus contra H; 6,1,2 inpar G/B, impar H; 6,10 usque ad Danubium G/B, usque Danubium H; 7,13,2 Britanniae G/B (dazu S. 313-314, Anm. 78), Britannis H; 8,13,1 Suevi G/B, Suebi H (allerdings verwundert, dass G/B Danubius, aber Suevi liest); 8,13,2 conparata G/B, comparata H; 9,20,1 percussus est G/B, gladio percussus est H, percussus est gladio Paulus Diaconus, Landolfus Sagax 10,15; 9,26 invexerit G/B, invexerat H, invexit Dietsch, Hartel, Wagener; 10,9,3 Magnentii G/B, Magnenti H. G/B folgt gegen seine Vorlage Hellegouarc'h der Mehrheit der Herausgeber: 2,11,2 a Romanis agerentur G/B, Romanis agerentur H (Santini, Paulus Diaconus), Romanis agerent Landolfus Sagax 2,15; 3,18,3 Post haec G/B, Post hac H (Wagener); 3,22,2 victus G/B (siehe S. 221-222, Anm. 71), ictus H; 6,19,2 ut sine dubietate G/B, sine dubietate H; 8,15 hominibus dimicavit G/B, hominibus saepe dimicavit H (Droysen, Wagener), hominibus et cum feris dimicavit Landolfus Sagax 9,18; 10,6,3 favorabili G/B, favorabilis H (Paulus Diaconus, Landolfus Sagax 11,13). G/B weicht von den Lesarten der Mehrheit ab und wählt — stets in Übereinstimmung mit Ruehl — eine selten vertretene: 1,2,2 urbi Romae G/B, urbis Romae H; 3,10,3 proelio Punico bello G/B, Punico bello H; 7,14,3 fratre, uxore, sorore, matre G/B (aus Paianios, so auch Wagener), fratre, uxore, matre H; 8,16 grandaevus iam et G/B (so auch Dietsch), grandaevus et H, grandaevus ut Hartel; 9,15,1 in dextra Danubio G/B (so auch Dietsch), dextra Danubio H; 10,6,1 bella gesta et pax G/B (so auch Müller), bella et pax H. Abweichende Klammersetzung: 5,7,4 sex milia cepit G/B (Dietsch, Ruehl, Müller), sex [milia] cepit H (Santini), sex cepit Hartel, Droysen, Wagener, Paulus Diaconus; 7,8,4 Quadraginta et quattuor annis G/B, Quadraginta [et] quattuor annis H (Santini, Ratti S. 400), XLIV annis Dietsch. Sonstiges: 3,10,2 wurde id est Aemilio Paulo, was von H aufgenommen, aber als Interpolation gekennzeichnet wurde, ausgelassen. Die wenigen Fälle einer Abweichung der Groß- und Kleinschreibung sind meist bedeutungslos. 1,2,2 Urbem G/B, urbem H bedeutet eine Verbesserung, da nicht eine Stadt, sondern die Stadt (Rom) gemeint ist. Der umgekehrte Fall bei 9,14 in urbe G/B, in Vrbe H (so nur noch Landolfus Sagax 10,12), wo ebenfalls die Großschreibung anzuwenden ist. Vier Elemente des Textes finden sich in dieser Form nur bei G/B: 1) Widmung vir clarissimus G/B (siehe S. LVII), v. c. H; 2) 1,3,2 annum discripsit in decem menses G/B, annum descripsit in decem menses H; 3) 6,10 Ambo triumphaverunt G/B, Ambo tamen triumphaverunt H (Santini, Paulus Diaconus, Landolfus Sagax 6,10), Ambo triumphaverunt, tamen Droysen, Wagener, Ruehl, Müller, Ambo tum triumphaverunt Dietsch, Hartel; 4) 8,19,3 hostis publicus indicatus G/B, hostis publicus iudicatus H. Nr. 1 ist eine simple Auflösung einer Abkürzung; Nr. 2 nimmt einen Vorschlag Lucarinis auf (S. 182, Anm. 11); Nr. 3 ist wohl ein Fehler in Form eines ausgefallenen Wortes, da weder die Liste der Abweichungen (S. LVII-LVIII) noch der Kommentar (S. 271-272, Anm. 47-54) darauf eingeht; Nr. 4 geht wohl ebenfalls auf einen Druckfehler zurück (siehe die fehlende Erwähnung S. LVIII und S. 164, Anm. 122-123). Geht man alleine vom Inhalt aus, handelt es sich bei dem Band um eine von vielen Ausgaben des Eutropius, die vor allem Spezialforschern und italienischsprachigen Personen, die sich diesem Text annähern wollen, nützlich sein wird. Der besondere Wert dieser Ausgabe liegt allerdings im ausgesprochen niedrigen Preis, der sie — im Gegensatz zu den anderen, vergleichsweise teuren Ausgaben — zum idealen Kandidaten als Handausgabe für Privatbibliotheken macht. Es ist zu hoffen, dass die Herausgeber die hier gemachten Beobachtungen aufgreifen, aus einer insgesamt zuverlässigen Ausgabe eine durchgehend zuverlässige machen und so ihren verdienstvollen Beitrag, einem noch immer unterschätzten Autor zu mehr Bekanntheit zu verhelfen, vervollkommnen.Table of Contents
Prefazione, v-vi
Introduzione, vii-l
Raccontare la storia in età tardoantica, vii-xiii
La tradizione dei compendi, xiii-xx
Eutropio, xx-xxiv
L'opera, xxiv-xxix
L'intellettuale e lo storiografo, xxix-xxxvi
Lo scrittore, xxxvi-xlii
Fortuna e sopravvivenza, xlii-l
Bibliografia, li-lvi
Nota al testo, lvii-lviii
Text and translation, 2-177
Notes, 179-449
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