Wednesday, July 15, 2015

2015.07.19

Andreas Rhoby, Byzantinische Epigramme auf Stein nebst Addenda zu den Bänden 1 und 2. Byzantinische Epigramme in inschriftlicher Überlieferung Band 3, Teil 1 und 2. Denkschriften der philosophisch-historischen Klasse, Bd 474; Veröffentlichungen zur Byzanzforschung, Bd 35. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2014. Pp. 1047. ISBN 9783700176015. €185.00 (pb).

Reviewed by Claudio De Stefani, Napoli (claudiokochdestefani@gmail.com)

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Nach dem Erscheinen der Bände Byzantinische Epigramme auf Fresken und Mosaiken (2009) und Byzantinische Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst (2010) veröffentlicht A. Rhoby einen Band von zweil Fasziklen, der sich mit den metrischen Inschriften der Byzantiner auf Stein beschäftigt. Teilband 1 (764 S.) ist den Inschriften auf Stein gewidmet, Teilband 2 (ungefähr 140 S. mit mehr als 100 S. Abbildungen, in Farbe und Schwarzweiss) enthält Nachträge zu den Sammlungen der Inschriften auf Fresken, Mosaiken, Edelmetallen, und Ikonen. Die Epigramme auf Stein (Teilband 1) werden (nach einer umfangreichen Bibliographie) durch mehr als 50 Seiten eingeleitet, die den verschiedenen Problemen (literarischen, paläographischen, metrischen, stilistischen) dieser Texte gewidmet sind. Die Inschriften stammen größtenteils aus Griechenland und der Türkei, dann Italien und Bulgarien; eine geringe Anzahl Epigramme kommt aus Albanien, Makedonien, der Ukraine, Syrien, Zypern, USA und den Niederlanden.

Der Herausgeber, der die Inschriften oft im Original kollationiert hat (es muss betont werden, dass nicht wenige Steine verloren bzw. unerreichbar sind, so daß deren Edition auf Abschriften beruhen muss) analysiert die Texte gründlich und sorgfältig: die Epigramme werden regelmässig von einer paläographischen Beschreibung eingeleitet, es folgen Text (mit Quellenapparat und kritischem Apparat), Übersetzung, Erörterung der chronologischen Probleme der Texte sowie ihrer Metrik und ihres Stils. Unzählige Male hat Rhoby durch Prüfung der Überlieferung die Texte klarer gemacht bzw. verbessert, und nicht selten selbst die Meinungen ausgezeichneter Gelehrter wie Mango oder Guillou erfolgreich widerlegt.

Als Herausgeber erweist sich Rhoby als wohlbedacht und behutsam, besonders bei den Ergänzungen der oft sehr lückhaften Texte: als m. E. gutgelungene Verbesserungen seien z. B. folgende Konjekturen bzw. Ergänzungen erwähnt: Nr. GR49, 4 (S. 217), Nr. IT4, 4 (S. 417), Nr. Add.II13 (S. 831), Nr. Add.II16 (S. 835). Der Schwerpunkt des Werkes liegt aber natürlich auf dem ausführlichen Kommentar: die Erörterung mancher Epigramme nimmt manchmal den Umfang einer kleinen Monographie an, wie z. B. bei dem auf Mosaik überlieferten Gedicht der Cappella Palatina in Palermo (Nr. Add.I32, S. 813 f.: sehr attraktiv) oder bei dem Vers Nr. GR35 (S. 187 f., mit einer hervorragenden Abbildung), einem rührenden Symbol der byzantinischen forma mentis.

Es folgen noch einige Bemerkungen und Vorschläge des Rezensenten.

Nr. GR33, 2 (S. 185) κύπελον ὥσπερ χερσὶ τῶν λιθοξόων: nicht "eine Schale wie aus den Händen von Steimetzen" sondern "wie eine Schale" usw. (ὥσπερ τι κύπελον). – Nr. GR81, 11 (S. 281) θρηνοῖ τὸ λοιπὸν ἑκασταχοῦ καὶ [ (nicht ἕκαστα χοῦ "alles Irdische"!), dann vielleicht καὶ [στένει. – Nr. GR83, 2 (S. 287) vielleicht νόσος βδελυ]ρὸς (eher als μόρος, wegen des Adj.). – Nr. GR 101, 2 (S. 334) καὶ θραῦσον αὐτῶν ν[: die von Rhoby im App. zitierte Stelle des Man. Phil. νῦν θραῦσον usw. läßt vermuten, daß man auch hier ν[ῦν lesen muss (also vielleicht ν[υνὶ τὴν πονηρίαν). – Nr. GR113 (S. 361): handelt es sich wirklich um ein "elegisches Distichon"? Die Verse sehen eher wie Hexameter κατὰ στίχον aus (V. 3 vielleicht ἁ]λίης γε). – Nr. IT9, 1 (S. 428) ληνοί τε τεῖχος, οἶκος οἴνων καὶ φρέαρ: "die Stellung des τε in Vers 1 ist ungewöhnlich, da man es eigentlich hinter τεῖχος erwarten würde"; das ist richtig, und man könnte daher ληνοῦ τε τεῖχος vorschlagen (der Stein ist verloren). – Nr. IT14, 1 und 9 (S. 440) "Zu erwähnen sind auch die Hiate in den Versen 1 (κεῖται ὁ) und 9 (στενάζει ἀνδρός)": ich habe den Eindruck, daß die spätantiken Trimeter auch in diesem Falle die Hexameter nachahmen, in denen ein Hiat bei der Hauptzäsur bekanntlich erlaubt wird. – Nr. IT15, 1 (S. 444) [Γρηγορίου μ]ὲν σῶμα κρύπτεται κάτ[ω: in einem (noch) spätantiken Trimeter (Anfang VII J.) sollte es vielleicht keine "falsche Prosodie" des Eigennamens geben (was später völlig normal wird), also [τοῦ Γρηγορίου] (es sind der Prosodie nach Trimeter der Komödie, vgl. V. 8). – Nr. TR57, 3 (S. 617) ]ωμένη ist wahrscheinlich ὠχυρ]ωμένη, ein viel benutztes Wort (vielleicht καὶ πύργοισιν ὠχυρ]ωμένη, vgl. Moschion TGF 97 F 6, 8). – Nr. TR61, 4 (S. 626) ὄ]ντως, vgl. Nr. TR39, 1 (am Anfang ein Adj., z. B. εὔυμνος). – Nr. TR 82, 2 (S. 680): nicht δεσπότης <ἀν>ήγειρε Ῥωμανὸς νέον, sondern ὁ δεσπότης ἤ[γειρε usw.: V. 3 ist prosodisch (also wahrscheinlich auch V. 2); übrigens ist ὁ in der Abbildung gut lesbar.

Nr. BG6, 12 (S. 126) ]πτος [.........] τῶν Αὐσόνων: ein Kompositum von σεπτόϛ ist m. E. wahrscheinlich (etwa θεόσεπτος, vgl. V. 17 θεοφόρων für die Prosodie), dann vielleicht [βασιλεὺς] oder [δεσπότης]. – Nr. GR5, B 4 (S. 144) ......]νος αὐτοῦ Μανουὴλ αὐτοκράτωρ: vielleicht "der Sohn des Selbstherrschers" usw., also ὁ σκύμ]νος (normaler Ausdruck z. B. in Man. Phil.). – ebenda, B 2 συγκαλύπτεσθαι [τάφῳ. – Nr. GR9 (S. 155). In V. 2 ὦ τοῦ [... Λόγ]ου προδραμὼν π[ατρὸ]ς φάους überzeugt die Ergänzung Λόγου nicht: besser vielleicht ὦ τοῦ [κρατίστ]ου usw. Vv. 10-13: εἰς κτίσ[εως ἄρ]τισιν, οὗ ("wo") τύμ[βον σκ]έπεις, / συνεργ[ὲ σὺν πό]θῳ τε καὶ πολ[λῇ δό]σει, / τοῦ[τον] δὴ λα(ὸν) Θ(εο)ῦ ὅμαιμον [ῥύ]ου· / εἴης φυλ[άσσων] καὶ σκέπων usw. (ein übliches "ἦν διδάσκων") – Nr. GR13, 7 (S. 164) ὁ πάντα λ[αμπρός. – Nr. GR37, 1-2 (S. 192) ὁ κύκλος ἐκκέ]νωσεν ἡμᾶς τοῦ χρόνου / Κομνηνοδού[καν ἁρπάσας usw. – Nr. GR 68, 2 (S. 254) Wenn es sich bei diesem Gedicht wirklich um schlechte Hexameter handelt, dann ist vielleicht besser Στέφανος θυηπόλος ἀμπλ[ακημάτων εἵνεκα ψυχῆς zu ergänzen, als mit Rhoby an einen "Genetivus comparationis" zu denken – Nr. GR77, 3 (S. 274) "man vermisst ein Verbum" (Rhoby): vielleicht [δεῖ τῆς] Λαρίσσης usw. (oder [θέλει], E. Magnelli per litteras). – Nr. GR81, 19 (S. 281) καὶ ἐκ μοναχῶν τῶν πελόντω[ν ἐνθάδε. – Nr. GR96, 4 (S. 316) möglich wäre πρὸς [ὄλβον] κρεί[τ]τ[ονα. – Nr. GR99, 26-7 (S. 326) vielleicht καὶ προμηθείᾳ ξένων / λιμὴν ὑπάρχων. – Nr. GR108, 16 (S. 349) καὶ ταφῆς [ἔξω τρέχει. – Nr. GR121, 3 (S. 374) εἴρη]κας ὀρθῶς ἀκρ[ιβῶς τε, ebenda V. 7 besser vielleicht wegen der Prosodie ἰσχυ[ρός τε καὶ μέγας. – Nr. GR130, 13 (S. 399) ἄθεσμα φύσει μηδαμῶς ὑπὲρ φύσιν: φύσα (so liest Papazotos) könnte richtig sein (imperativ von φυσάω: "sei nicht stolz" usw.). – Nr. IT2, 3 (S. 408) vielleicht ἐξ ἀνάκτ[ων ῥιζόθεν. – Nr. IT6, 6-7 (S. 422) σὺν] τοῖς ἄνω οἴκτειρον εἰ[ς ἡμᾶς βλέπων / ἐξ] ἀσυλώτου τ(ῆ)ς ἐκεῖ κληρουχίας. – Nr. IT10, 7 (S. 431) αὐτὸς δὲ θερινῆς ὡς λαχὼν τῆς καρδίας / ΤΗΑΦΗСС[...]СΑΝ ἔνθεον χάριν: es sollte m. E. τραφεὶς sein (danach unsicher). – Nr. IT13, 9 (S. 436) φησὶ]ν ἡ παροιμία. – Nr. IT20, II 3 (S. 461) [τῶν πράξε]ων ἐμῶν γὲ πον[ηρῶν λύσιν (oder λύτρον). – Nr. NL1, 1 (S. 507) vielleicht μέμνησο φεύγε]ιν. – TR4, 2 (S. 521) καὶ κάλλ[ος ἔμπνο]υν ἔμφυτον κεκτη[μένων? Vgl. Const. Man. Comp. Chr. 1160 κάλλος ἄντικρυς ἔμπνουν. – Nr. TR13, 3 (S. 535) πηγὰς νη[ρὰϛ ἤγαγ'] ἐπὶ ζαθέου Βασιλῆοϛ klingt nicht gut (vielleicht πηγὰς νη[ρίθμους μαλ᾽], vgl. Nonn. D. 11, 426 und 45, 353). – Nr. TR29, 1 (S. 568) möglich auch [δεῦρ ἴ]δε. – Nr. TR38, 2 (S. 581) καὶ [μεμ]όρ<ι>ον überzeugt nicht (und Μαρία ist Anapäst!): vielleicht καὶ μόρσιμον. – Nr. TR62, 6 (S. 629) ὡς ἄρτον ἐσθ[ίουσα τὴν σποδὸν πέδοι? – Nr. TR69 (S. 650) vielleicht μονὴν ἔσ[ελθε τήν]δε τὴν σεβασμίαν / τερπν]ῶς, κἂν ἔσχες ἀλ[ιτρὸ]ν χοῦν καὶ μόνον. – Nr. TR71, 6 (S. 654) σύ με προύσχεϛ [: wirklich so? Vielleicht προέσχεϛ (und im folgenden Vers ἀνακτορικῶν [ἐκφύοντα δωμάτων, vgl. Nr. TR68, 5). – Nr. TR88, 2 (S. 688): besser vielleicht [πάλιν] διαυγὲϛ. – AddII25, 3 (845) φυλακ(ὴν) σκευῶν μόνην ... ἐμπεπιστεύκαμ(εν) : vielleicht nicht "den einzigen Schutz" sondern μόνῃ "Dir haben wir den Schutz der Gefäße anvertraut" (vgl. V. 1 Σοὶ). – AddII28, 1 (S. 847) βάροϛ (Rhoby) ist gut, man erwartet dann aber vielleicht ῥῖψον φρόνησ(ιν).

Die vom Rezensenten gesammelten Verbesserungen sollten nur als Anerkennung der Wichtigkeit von Rhobys Leistung aufgefasst werden, diese ist auf jeden Fall als ein unentbehrliches Werkzeug für die Forschung anzusehen.1



Notes:


1.   Einige kleinere Bemerkungen: S. 471 "Schon bei Euripides ist ... die Genitiv-Form ταλαίνας zu lesen" (mit einem Hinweis auf Hec. 694): aber die Stelle ist in (tragischem) Dorisch, hat also damit nichts zu tun! Vgl. vielmehr Nr. GR83, 1 θαλάσσας (wenn es wirklich Genetiv ist). – S. 305 Besser vielleicht Içkale. – S. 396 "Serayli Camii": nicht Saraylı? – S. 136 entweder Evros oder Hebros (der Ebro liegt in Spanien). Man könnte den Quellen vielleicht folgendes hinzufügen: Nr. GR10, 2 (S. 159) vgl. Paul. Sil. Ambo 2 προσθεὶς τὸ λεῖπον; Nr. TR63, 11 (S. 634) εἰς δόξαν, εἰς καύχημα τῶν οἰκητόρων vgl. Jo. Maurop. v. 12 (ed. I. und A. Sakkelion, Κατάλογος, Athen 1892, 184-5) εἰς δόξαν, εἰς καύχημα τῆς σκηπτουχίας.

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