Reviewed by Wolfgang Hübner, Westfälische Wilhelms-Universität, Münster (huebner@uni-muenster.de)
Lothar Willms ist vor allem Gräzist. Er wurde 2004 mit einem Kommentar von Epiktets Diatribe Über die Freiheit in Trier promoviert (erschienen in zwei voluminösen Bänden 2011) und hat sich ebenfalls 2011 in Heidelberg mit einer Arbeit über Transgression, Tragik und Metatheater habilitiert, aus der in der anzuzeigenden Arbeit bereits zitiert wird (2014). Zwischenzeitlich legte er 2013 einen Band über Klassische Philologie und Sprachwissenschaft vor. Das hier zu besprechende „Büchlein" (1) war ursprünglich eine Zulassungsarbeit für das Staatsexamen 1999 im Frühjahr in Trier unter der Ägide von H.-O. Kröner. Sie wurde stark überarbeitet und berücksichtigt Literatur bis 2013. Behandelt wird die letzte Partie des Urania-Teils von Aviens Phaenomena: der letzte der ‚Himmelskreise' (der Tierkreis), und die gleichzeitigen Auf- und Untergänge der extrazodiakalen Sternbilder (Paranatellonta). Es ist sehr verdienstvoll, daß der Autor dem Kommentar eine Edition des lateinischen Textes und eine Übersetzung vorausgeschickt hat (in seinem Epiktet hatte er sich mit einer am Ende beigegebenen Übersetzung begnügt). Nicht selten entstehen Kommentare ohne Edition und / oder Übersetzung wie etwa der M. Fiedler zu Avien, Aratea 367-746 (2004). So können sich die Kommentatoren leicht um textkritische Entscheidungen drücken und sich weniger angreifbar machen. Willms legt dagegen über seinen Text an jeder Stelle kritisch Rechenschaft ab. Er folgt weitgehend der Konstitution von Soubiran (1981) und begründet die Abweichungen im Kommentar. Die von Soubiran eingefügten Absätze und Zwischenüberschriften übernimmt er allerdings nicht. Dies vermindert zwar die Benutzbarkeit und hat in einem Fall auch zu Fehlern geführt (Vertauschung der Lemmata 61), trägt aber den von Arat intendierten gleitenden Übergängen Rechnung. Es wäre von Vorteil gewesen, die Übersetzung synoptisch neben dem lateinischen Text abzudrucken. Sie ist „ausgangssprachenorientiert" (18), die Abweichungen von Soubiran werden im Kommentar ausführlich begründet. Die äußerst knappen Erläuterungen in den Fußnoten werden im Kommentar nicht wiederholt. Die Kommentierung versucht, über die Quellenforschung um 1900 hinauszukommen (6f.) und fragt vor allem nach dem „Wozu?" der Übertragung. Sie vollzieht sich in zwei Schritten. Voran geht ein „Philologischer Kommentar zur Übersetzung" (29-72). Er enthält grammatische, metrische und semantische Beobachtungen. Bei textkritischen Fragen mußten auch astrothetische und sachliche Probleme zur Sprache kommen. Besonders gelungen erscheinen die Ausführungen 34 zu 1021 implicet; 35 zu 1029 über den verschiedenen Gebrauch des Verbums condere; 47 zu 1096 inclinabitur gegen B. Rehm; 49f. zu 1114 conscia; 50f. zu 1118 canum … Olorem über die graue Farbe des Schwans in Bezug auf die von diesem tangierte Milchstraße; 51f. zu dem Neologismus 1119 efflua über die „Mündung" des Eridanus tief im Süden; 53-56 zu 1132 plurimus über die möglichen Bedeutungen dieses Wortes; 63f. zu 1250 curvis puppim super … oris über die ‚Landung' der Argo. Ausgiebig benutzt Willms den Thesaurus linguae Latinae. Bei jedem Artikelverfasser wird sorgfältig der abgekürzte Vorname ermittelt. In einem Fall hat Willms sogar bei der Geschäftsstelle nachgefragt (56 Anm. 226). Er benutzt das Lexikon durchaus kritisch und bemängelt zu Recht manche Klasifizierungen und weist Fehler nach. Es war allerdings unnötig, bei den Stellenangaben stets den Thesaurus als Quelle anzugeben. Die sklavische Übernahme ganzer Passagen mit gekürztem oder fehlendem Lemmawort samt Fettdruck führt notwending zu inkonsequenter Handhabe der Kursive, zu fehlenden Versgrenzen und ungenauen Stellenangaben. Der zweite Kommentardurchgang, „Detailvergleich und –interpretation" (73-112), möchte eine „Fallstudie im Bereich der antiken Übersetzung" bieten (73) und beginnt mit kurzen Überlegungen zu Theorie und Praxis der antiken Übersetzer nach A. Steele und M. Mülke. Avien gestaltet eine äußerst freie Übersetzung, und das ist typisch römisch in der Tradition von imitatio und aemulatio (74). Willms möchte erarbeiten, „mit welchen sprachlichen Mitteln Avien wie nahe am Original bleibt, seinem dichterischen Anspruch gerecht bleibt […] und er sich inwieweit um Klarheit und Verständlichkeit der Darstellung bemüht" (75). Er vergleicht die drei ganz oder teilweise erhaltenen Arat- Übersetzungen (Cicero – Germanicus – Avien) inhaltlich und besonders stilistisch: Ciceros Stil ist archaisch, Germanicus bleibt kurz, Avien schmückt seine Übertragung in epischer Breite aus. Willms achtet auf Grammatik, Wortstellung im Vers, Syntax, Satz- und Versgrenzen, Satzverknüpfungen, etymologische Verwandtschaften und im Zusammenhang mit der Vermenschlichung der Sternbilder auch auf moralische Komponenten. Es geht um wörtliche Übernahmen von den früheren Übersetzern und um Überbietungen. Der Kommentator argumentiert mit der ästhetischen Kategorie des Wohlklangs und scheut sich nicht vor Werturteilen. Zusammenfassend (108-112) konstatiert er drei Tendenzen: „Verfremdung, Veranschaulichung, Vereinfachung" (109), von denen die erste zuvor aber kaum genannt wurde. Er erkennt bei Avien ein dichterisches Selbstwertgefühl, ein Geltungsbedürfnis (111), und in seinem Stil eine Neigung zum Grandiosen (116; 121). Willms erwähnt zwar, daß es außer Cicero und Germanicus noch andere Arat-Übersetzer gegeben hat: Varro Atacinus und Ovid (3) sowie Gordian (112), aber es gab deren noch mehr wie etwa den Vater des Statius. Die Fülle der Arat- Übersetzungen erklärt sich daraus, daß Arat Schulautor war, wie Willms im Anschluß an H. Weinhold selbst bemerkt (111 Anm. 392), dazu W. Hübner, „Die Rezeption der Phainomena Arats in der lateinischen Literatur" (2005), 134. Die vergleichende Interpretation tut aber dennoch so, als habe es nur die drei Versionen gegeben. Germanicus war „Aviens unmittelbarer Vorgänger" (55) eben nur insofern, als es sich um die erhaltenen Übersetzungen handelt. Germanicus hat bekanntlich einige von Hipparchs Korrekturen in seiner Übersetzung berücksichtigt, Avien macht dies nur in seltenen Fällen nach. Astronomiegeschichtlich bedeutet die Bearbeitung Aviens also einen Rückschritt. Seine Stärke sieht Willms zu Recht in der stilistischen „Verfeinerung" (79 und öfter) und vor allem in der epischen Breite. Demgegenüber wird die kurze Fassung des Germanicus leicht abgewertet. Dem ist entgegenzuhalten, daß eine versgenaue Übersetzung sehr viel schwerer ist als eine ausgreifende Übertragung mit Abundanzen und Ausschmückungen. Ein vierter Abschnitt (113-119) setzt sich mit Anne-Marie Lewis' furor-Theorie (zuerst 1983) auseinander. Die Zeus-Frömmigkeit Arats stehe im Gegensatz zu dem durchgängigen furor-Motiv bei Avien. Willms weist der Autorin methodische Fehler nach und unterzieht die Rolle des furor bei Avien einer detaillierten Nachuntersuchung. Während für Arat Jupiter allein die Höchstinstanz ist, kommt bei Avien der positiv gewertete furor poeticus als weitere, allerdings von Jupiter konzedierte, Wirkkraft hinzu. Diese Thematik berührt das Thema der Habilitationsschrift (114 Anm. 407). Der unpassende christliche Begriff der Gnade (115; 117) leitet zu der These von D. Weber über, Avien habe wegen der inhaltlichen Nähe des Heidentums zum Christentum versucht, seine Haltung einem christlichen Publikum zu vermitteln. Diese Annahme wird zu Recht zurückgewiesen (118f.). Am Ende von Kapitel 4 heißt es (119): „Aviens zahlreiche Erweiterungen zeigen, dass es ihm nicht primär um eine möglichst wörtliche Übersetzung … ging". Das unmittelbar anschließende und nur durch eine Blanco-Seite getrennte Kapitel 5 beginnt mit den Worten (121): „Avien ist bestrebt, sich durch eine möglichst wörtliche Übersetzung Arats von seinen lateinischen Vorgängern abzusetzen." Das ist ein glatter Widerspruch, der einmal mehr zeigt, wie schwer generelle Aussagen – über die Erweiterungen hinaus – zu treffen sind. Bei der Erklärung der gleichzeitigen Auf- und Untergänge der Paranatellonten hätten die grundlegenden Ausführungen in F. Bolls Sphaera (1903) nicht fehlen dürfen, vgl. auch den RE-Artikel „Paranatellonta" von W. Gundel (1949). – Die von Willms hervorgehobenen gleitenden Übergänge (104 zu Arat 683 und 107 zu Avien 1320-1326) stammen grundsätzlich und in verstärkter Handhabung schon von Arat, denn dieser versucht mit den verschiedensten stilistischen Mitteln, bei dem Leser die Vorstellung einer kontinuierlichen Jahresbewegung ständig wachzuhalten: W. Hübner, „Manilius als Astrologe und Dichter" (1984), 175. Der Kommentator ist – besonders bei menschengestaltigen Figuren – bestrebt, zwischen den realen Gegebenheiten der Sternbilder am Himmel und den irdischen Gestalten zu unterscheiden, doch läßt sich dies längst nicht immer streng auseinander halten. Wenn er etwa Cicero, Aratea 413 occidit über den Untergang des Sternbildes hinaus auch auf den drohenden Tod Andromedas beziehen möchte (96), ist das überinterpretiert, denn Andromeda wird ja gerettet. Wenn überhaupt, wäre eine solche Ambiguität beim Walfisch am Platze. Der Autor will zwar nicht vollständig sein (29), dennoch hätte ein Benutzer an etlichen Stellen mehr erwartet. Gerade ein Gräzist hätte auch den Sternkatalog aus der Syntaxis des Ptolemaeus heranziehen sollen; dieser wird jedoch nur einmal (69) aus zweiter Hand nach Le Bœuffle herangezogen. In astrothetischen und mythologischen Fragen ist der Roscher-Artikel „Sternbilder, Sternglaube und Sternsymbolik bei Griechen und Römern" (1937) von F. Boll und W. Gundel einschlägig, zu den Epitheta der Tierkreiszeichen W. Hübner (1982, in der Bibliographie genannt, aber nicht benutzt), weiterführend über die Paranatellonten Manilius, Astronomica, Buch V (2010). Zum „Miniaturdrama" der Kepheus-Familie bei Arat (96) vgl. die breite Ausgestaltung des Mythos bei Manilius 5,540-618 (ebendort II 319-351) sowie die Trierer Dissertation von F. Bubel mit der kommentierten Edition der Fragmente der damals sehr beliebten euripideischen Andromeda (1991). Einige Behauptungen sind fraglich, überinterpretiert oder unpassend. Hinzu kommen sachliche Fehler: Wenn es zu 1022 devexo … ab ordine heißt (34): „Ich beziehe es nicht auf die schräge Lage der Erdachse, sondern des Tierkreises. (Die Schrägheit der Erdachse ist selbstredend der Grund, warum der Tierkreis zu den anderen Himmelskreisen schräg versetzt ist.)", macht die Parenthese den ersten Satz hinfällig. Im folgenden liest man, daß Avien Arats λοξός (527) in Vers 1015 unübersetzt gelassen habe. Die Übersetzung steht jedoch im vorangehenden Vers: 1014 obliqua … via (mit demselben von Cicero und Germanicus gebrauchten Adjektiv). In Bezug hierauf heißt es denn auch (76), „daß er [Avien] … den schrägen Verlauf des Tierkreises in einem eigenen Satz voranstellt." – Der Stern θ Eridani (Acamar) markierte zwar in der Antike das südliche Ende des Sternbildes (Ptolemaeus, Syntaxis 8,1 p. 140,12): ὁ ἔσχατος τοῦ Ποταμοῦ λαμπρός, doch er galt, wie schon die Zahl θ sagt, nicht als der hellste des Bildes (51,-2). Erst Johannes Bayer hat in seiner Uranometria (1603) den in antiker Sicht südlichsten Stern mit dem in der Neuzeit entdeckten sehr hellen Stern Achernar (α Eri) verwechselt, der sich nunmehr seinerseits im äußersten Süden befindet, vgl. P. Kunitzsch, Arabische Sternnamen in Europa (1959), 99-101 unter Nr. 1 und 2. – Daß die Fische keine hellen Sterne aufzuweisen hätten (68 nach Slawik-Reichert), stimmt nicht, denn α Psc (Alrescha = Nodus Piscium) hat immerhin die Helligkeitsklasse 1,3. – Die ‚Punktualität' der zentralen Erde (79f.) geht nicht etwa auf ein Aratscholion zurück (80,4), sondern mathematisch auf das erste Theorem Euklids, und als philosophisch-moralischer Topos ist das Wort punctum besonders bei den Stoikern reich belegt. – Die ‚Flucht' Orions vor dem Skorpion ist bei weitem nicht die einzige „echte" Sternsage (98 nach H. Gundel): Zu dem häufigen Motiv von Flucht und Verfolgung von Sternbildern, besonders in der Nähe des Himmelsäquators, wo sie sich für uns am schnellsten zu bewegen scheinen, Manilius 219 mit Anm. 259; Kommentar I 31f.; II 127 zu Manilius 5,233. In der Bibliographie hätte man unter den Ausgaben die kommentierte Manilius-Edition von S. Feraboli – E. Flores – R. Scarcia (1996 und 2001) und sonst die wichtigen Arbeiten von W. Ludwig zu Arat (1963 und 1965) erwartet. – Einige falsche Stellenangaben, falscher Text und wenige Druckfehler trüben die insgesamt akkurate Präsentation. Den Band beschließen sechs heterogene Abbildungen, zum Schluß zwei Photographien der Grabstätte der Familie von Franz Boll auf dem Neuenheimer Friedhof. Sie bilden gleichsam die Brücke von der Trierer Staatsexamensarbeit zu der neuen Wirkungsstätte, vgl. H. Gärtner, „«Finsternisse» und die Heidelberger Klassische Philologie: Franz Boll" (2000). Willms hat von Boll allerdings nur die Abhandlung über Antike Beobachtungen farbiger Sterne (1916) herangezogen (37; 45). Wenn er seine Arbeit mit dem berühmten Epigramm des Ptolemaeus eröffnet, hätte die Erwähnung von Bolls spätem Aufsatz (1921) mit einer letztgültigen eigenen Übersetzung, die auch dem Band seiner Kleinen Schriften (1950) voransteht, die Gelegenheit zu einer Ringkomposition geboten, wie er sie bei Avien lobend hervorhebt (107). Insgesamt handelt es sich um eine streng philologische gewissenhafte Kommentierung der Phaenomena Aviens im Vergleich zu Cicero und Germanicus, mit gesunden Urteilen in Zweifelsfällen und mancherlei neuen Erkenntnissen, die das Niveau der ursprünglichen Examensarbeit durch zwischenzeitliche intensive Recherchen weit übertrifft. Sie geht allerdings nicht überall mit gleichschwebendem Interesse in die Tiefe. Ein Benutzer erwartet besonders bei astrothetischen und mythologischen, aber auch bei grammatischen und verstechnischen Fragen sowie im Vergleich zu den übrigen Astrologumena und deren Kommentierung weitere Aufschlüsse. Die äußere Präsentation leidet trotz der Bemühung um Akkuratesse an Inkohärenz und formalen Fehlern.
Geschrieben von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteCorrigendum:
Zeile 4: Datum der Habilitation: 2011 (statt 2001).
1. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteZur Aktualität. Willms zitiert neueste Literatur bis 2012 (121 Anm. 443: M. Clauss), ja bis 2013 (101 Anm. 378: E. Gee).
Zum Text: Beispiele für Kommentare ohne Edition: D. Shanzer zum ersten Buch von Martia¬nus Capella (1986), Th. Fuh¬rer zu Buch 2 – 3 von Augustins Contra aca¬demicos (1997).
Zur Übersetzung: Der in der Edition (11) nach Sou¬biran markierte Versausfall nach 1059 bleibt in der Übersetzung (20) unberück¬sich¬tigt. - Äußerst knappen Erläute¬rungen wie zum Beispiel 1283 Phrixei = „das Tier des Phrixus“: „der Widder“.
Zum philologischen Kommentar: Bei textkritischen Fragen mußten auch astrothetische und sachliche Probleme zur Sprache kommen: zum Beispiel 31-33 zu der Variante 1020 plaustra / claustra über den Tierkreis; 34 zu 1022 devexo … ab ordine über die Ekliptikschiefe.
2. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteZur Benutzung des Thesaurus linguae Latinae: Bei jedem Artikelverfasser ermittelt er sorgfältig den vollen Vornamen, was etwa bei dem latinisierten „Iohannes“ = Hans Rubenbauer (114 Anm. 408) nicht immer leicht war. Im Falle von K.E. Goetz (36,-12) ist ihm das allerdings nicht gelungen, weil im Index zu Th. Bögels Thesaurus-Geschichten (1996, 194 und 213) eine Auflösung ebensowenig fehlt wie in dem das Lemma caeruleus flankierenden Aufsatz im Archiv für lateinische Lexikographie (1906 und 1908). In einem Fall, der kryptischen Abkürzung der Bandredaktoren „K.-M.“ = Ida Kapp - Gustav Meyer, hat er sogar bei der Geschäftsstelle nachgefragt (56 Anm. 226). An einer Stelle weist er Bernhard Rehm einen Zitierfehler nach (34,7) und vermutet das Richtige: Der Verfasser hat statt Avien 1021 die übersetzte Stelle Arat 532 zitiert. Er vermerkt auch einen Druckfehler (57 Anm. 229): solvit statt richtig volvit, was s.v. cardo bei dem einst hastig zusammen¬ge-schriebenen C-Band weniger verwundert. – Ob es allerdings ratsam war, bei den Stellenangaben stets den Thesaurus als Quel¬le anzugeben (29 Anm. 66 „Stellen nach Spelthahn ThlL …“, vgl. Anm. 67 und pas¬sim), sei dahinge-stellt; noch krasser 31 Anm. 81 „Sulp. Sev. chron. 1,3,2 (Oskar Hey ThlL 3 (1907) 1321,1)“.
3. Ergänzug von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteZum Übersetzungsvergleich im zweiten Kommentardurchgang: Ob die Astronomica des Manilius ein Vorbild für Avien sein könnten (62,-3), müßte anhand von aussagekräftigeren Belegen bewiesen werden. Auf jeden Fall ist Manilius ein schon früher latenischer Zeuge für astrale Lehrdichtuing, in deren Tradition Avien steht.
4. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteMoralische Komponenten finden sich etwa 106,14 zu1293 deserit; 117,-9 und 121,13 zum furor-Motiv. Auch in zweiten Kommentar geht noch einmal um Einzelwörter, zum Beispiel 79,16 signifer. Willms achtet vor allem auf Überbietungen (81,11 zu 1049; 87,15 zu 1089; 92,21 zu 1136) und argumentiert mit der ästhetischen Kategorie des Wohklangs (33,12 zu 1017 plaustra; 46,13 zu 1094 omnis) und scheut sich nicht vor Werturteilen: 89,18 u.ö. „verfeinert“; 90,-2 und öfter; „geschickt“ (so schon im ersten Kommen-tar 60,-3), 86,-15 „wunderbar“; 87,-7 „ein kleines Meisterwerk von Aviens Werktreue“; 104,-4 „Sehr kunstvoll“. Manche Ausschmückungen Aviens verraten ein „manieristische Gepräge“ (95,-3). Schon bei Germanicus findet Willms eine „Verfeinerung“ gegenüber dem „archaisch-klobigen“ Text Ciceros (89,20).
5. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteGermanicus hat bekanntlich einige von Hipparchs Korrekturen in seiner Übersetzung berücksichtigt (zum Beispiel 87,7 mit Anm. 348 nach R. Böker), Avien macht dies nur in seltenen Fällen nach (etwa 86f. zum Untergang des Hercules, vgl. 112,4). Die kurze Fassung des Germanicus, die trotz einiger Zusätze Arats Verszahl sogar noch unterbietet (im Urania-Teil 725 statt 732 Verse), wird leicht abgewertet: „Germanicus’ kurzer Version“ (68,-6); „in seiner lakonischen Art“ (90,7, ähnlich 98,5); „mit epigrammatischer Kürze“ (91,-7); „Informationsverlust“ (93,5). Dennoch hat sich die Übersetzung des Germanicus im Mit¬telalter durchgesetzt, und einige Teile der Avien-Übersetzung wurden in den Germanicusext integriert (110 Anm. 389 nach J. Soubiran und B. Bischoff).
6. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteZu Kapitel 4: Die Arbeiten von Anne-Marie Lewis sind auch schon früher zur Sprache gekommen (36,16 und 67,5).
Zur generellen Kritik: Willms ist bestrebt, zwischen den realen Gegebenheiten der Sternbilder am Himmel und den irdischen Figuren zu unter-scheiden: etwa 36f. beim schwarzen Krebs; 49f. bei der „personalen Vorstellung“ der Erigone und ihren lumina (Sterne = Augen); 50f. bei dem „grauen“ Schwan, der die Milchstraße tangiert; 58,-6 zu 1148 remorantia membra bei der „fictio personae“ des im Norden nur langsam aufgehenden Engonasin-Hercu¬les. Besonders im Orion-Mythos achtet er auch auf die „religiös-mythische Aussage“ (104-5).
7. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteIm einzelnen: Der Sternkatalog des Ptolemaeus (Syntaxis 7,5 und 8,1) wäre wichtig gewesen beim „kleinen“ Delphin (105,6 zu 1260 parvas … in auras): Ptolemaeus, Syntaxis 7,5 p. 74,17 – 77,10 notiert eine Längenausdehnung zwischen Capricornus 17° 40’ und 23° 10’, also von nur 5° 30’. In astrothetischen und mytholo¬gi¬schen Fragen ist der viel zu wenig bekannte Roscher-Artikel „Sternbilder, Sternglaube und Sternsymbolik bei Griechen und Römern“ (1937) von F. Boll und W. Gundel einschlägig wie etwa 61,13 zu 1149 Padus (statt v. Sybel, 1884-1890). – 62,-2 zu 1230 Lycaoniae (statt des Neuen Pauly). – 76,-4 zu 1018 Pallas: Die Übereinstimmung mit Manilius 4,136 adseruit Pallas manibus eqs. läßt auf eine gemeinsame Quelle schließen, vgl. W. Hübner (1982, hinfort: Eigenschaften), 526f. Pallas galt auch als ein Paranatellon des Widders: Teukros I 1,2 bei W. Hübner, Grade und Gradbezirke der Tierkreiszeichen (1995) I 103f. mit Kommentar II 2f.; „Triste Minervae sidus" (2005). – Boll-Gundel fehlen mit ihrem reichen Material weiter¬hin: 48 zu 1100 cingula und 1101 ense (Gürtel und Schwert Orions). – 58 zu 1136 Chii … signi: auch in der Übersetzung und 100f. nicht erklärt (92,20 nur dunkel als „antonomastische Periphrase“ berührt), die Lösung muß man erst aus 1180 sacrata Chii nemora erschließen. – 98,-9 zum Orion-Mythos. – 63 zu 1250 puppim: Die Argo ist nur mit ihrem Heck verstirnt, vgl. über Boll-Gundel hinaus Kommentar II 23 und 35 zu Manilius 5,42 mutabit pelago terras. – 104,12 zu Arat 674 über die Leier Merkurs. – 105,6 zum keinen Delphin (s.o.). – 105,6 zu 1273 pulcher Aquarius.
8. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteGänzlich unerklärt bleibt 1019 acumine: Es geht nicht nur um den ‚Scharfsinn’ und die Handwerkskunst der Göttin Athene (Kommentar II 21 und 27 zu Manilius 5,31 fabricator), sondern auch um ihre vielfältig ausgedeutete Gipfelstellung, die sie der Geburt aus dem Kopf ihres Vaters Zeus verdankt. – 1046 Attica Virgo (wegen Erigone). – Im übrigen hätte man sich zu 1288 Natura Erläuterungen über diese Göttin gewünscht.
9. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteZu den Tierkreiszeichen: 1283 Phrixei … pecoris, wird nur in der Übersetzung 27 kurz erläutert, vgl. Kommentar II 21 und 37 zu Manilius 5,43 transnare profundum. Über das ‚Hervorbrechen’ des Widders (105,-8 zu 1288 proruperit) vgl. Manilius 163 zu Manilius 2,246 in cornua. – Daß der Stier die Ziege (1297 Capra) und die Böcklein (1298 Haedi) in seinem Bild beherbergt (Kommentar I 29), sollte der Benutzer erfahren. – Zum blauschwarzen Krebs (36 zu 1031 cae¬ruleo … Cancro) Eigenschaften, 150f. unter Nr. 3.223.13. Das einzige Farbadjektiv für ein Tierkreiszeichen lautet bei Arat (702) κυάνεος für den Steinbock. Zu dem seit dem Aufsatz des (36 Anm. 19) Thesaurus-Bearbeiters genannten K.E. Goetz: „Waren die Römer blaublind?“ (1906 und 1908) umstrittenen Adjektiv hätte man den Beitrag von J. Rüpke, „Vexillum caeruleum“ (1993) erwartet: Das Wort caeruleus bezeichnet die tiefblaue Farbe bis hin zum Schwarz. Nicht nur Manilius bezieht es auf ein Sternbild. Zu der von K.E. Goetz verkannten (36,-13) Ambiguität von Manilius 5,416 caeruleus = „him¬melfarben“ für den aus dem Meer zum Himmel emporspringenden Delphin vgl. nicht nur Kommentar II 251, sondern auch Avien 560 selbst für den nördlichen der beiden zodiakalen Fische. – Zum feurigen Löwen (1046 Leo flammifer) Eigenschaften 92 unter Nr. 1.432.1, ferner Kommentar II 117: nicht nur wegen des Sommers, sondern weil der Löwe den hellsten Stern der Ekliptik enthält und von der Canis maior mit dem hellsten Fixstern überhaupt (Sirius) begleitet wird. Zu dem Epitheton 1103 villoso … Leone (89,-15) vgl. außer der Vergilparallele auch den astrologischen Lehrdichter Dorotheos von Sidon bei Hephaistion 1,6,1 χαιτήεις, dazu Eigenschaften 149 unter Nr. 3.222.2. – 61,6 zu 1166 (korrigiert) Scorpius acer: siehe Eigenschaften 189 unter Nr. 3.381 (griechisch πικρόν) und 202 unter Nr. 4.131.1 sowie Kommentar II 195 und 198 zu Manilius 5,339 trahentis, vgl. auch J.G.W.M. De Vreese, Petron 39 und die Astrologie (1927), 146-148. Am Schwanz sitzt der ‚marsgleiche’ helle Hauptstern Antares. Daher ist eine Polysemie nach Soubiran „aggressif“ eher ausgeschlossen. Manilius konstruiert hingegen einen weitreichen Gegensatz zwischen dem punktuell stechenden Scorpius acer und dem weit aus¬greifenden vastus Leo und bezieht ihn auf den berühmten arateischen Gegensatz der beiden polaren Bärinnen: Manilius 212f.: „Die Rezeption“ 142-149; Kommentar II 418-420 zu Manilius 5,697 vastusve Leo vel Scorpius acer. – Zum ‚kalten’ Steinbock (37 Anm. 123 und 67f. zu 1252 gelidi) Eigenschaften 93 unter Nr. 1.432.2 mit weiteren Belegen von Arat 293 κρύος an. Daß der Steinbock struppig sei (1048 saetosa … species Capricorni, vgl. 1244 hirsuti … Capricorni), findet sich nur bei Avien: Eigenschaften 149 unter Nr. 3.222.241. Gegensatz ist der „schöne“ Wassermann (105,-12 zu 1273 pulcher Aquarius, vgl. 649; 827), das ist keine „Neuerung“, siehe Manilius 4,797 nudos formatus mollior artus sowie Eigenschaften 148 unter Nr. 3.213.2, ferner 222 unter Nr. 4.222.241. Zum delikaten Übergang von einem der beiden benachbarten Saturn-Häuser Steinbock und Wassermann zum anderen Ei¬genschaften 603 zu Manilius 4,571f. sowie Kommentar II 267.
10. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteZu den extrazodiakalen Sternbildern: 1107 Nixus genibus und 1138 Nixus pede (Engonasin): Zur „affektierten Ratlosigkeit“ Arats gibt es eine reiche Literatur (50,9 wird Manilius 1,315 sibi conscia causae zitiert), vgl. W. Hübner, „Uranoscopus. Der verstirnte Sterngucker“ (1990); Kom¬mentar II 369-376 zu Manilius 5,646 cui nulla fides sub origine constat. – Zu der auf einem Thron sitzenden Kassiopeia (103,-5 zu 1205 solio, solio) siehe F. Boll in seiner zeimlich oft zitierten, aber nur selten benutzten Sphaera 107 ἡ ἐπὶ θρόνου καθεζομένη. – Über die Argo, die bei ihrem rückwärtigen Aufgang gleichsam mit dem Heck zuerst an Land gezogen und bei ihrem Untergang zu Wasser gelassen wird (63 zu 1250 Argo) vgl. Manilius 222 und 260 mit Anm. 414 zu Manilius 1,413 in caelum subducta mari. Wenn Avien den Kiel des Schiffes isoliert (67,7), sollte man nicht vergessen, daß die moderne Astronomie diesen Teil als eigenes Sternbild Carina abgesondert hat. – 1297 planta … laeva bleibt unerklärt, laeva wurde von Soubrian richtig auf die Figur des Fuhrmanns bezogen.
11. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteIm Grammatischen hätte der archaische Dativ der Richtung eine Erwähnung verdient (1134 mundo; 1144 caelo, 1234 Oceano, wohl auch 1237 polo), vgl. W. Hübner, „Noch einmal: ruit Oceano nox (Verg. Aen. 2,250)“ (1998), 189, ebenso der Accusativus limitationis (1103 villoso colla). – Zur Nebenform 1048 Arquitenens (42) wäre erwähnenswert, daß auch im Griechischen die Formen variieren, dort allerdings aus metrischem Zwang, weil der Terminus Τοξότης nur im Dativ vor Vokal möglich ist (Arat 673), Dorotheos gebraucht die Form Τοξευτήρ.
12. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteZur Verstechnik: Bei dem seit Ennius belegten Hexameterschluß 1023 noctesque diesque (vgl. P. Mastandrea, De fine versus, 1993) beruht die Voranstellung der Nacht nicht nur auf metrischem Zwang, sondern sie hat auch einen sachlichen Grund: Für die Völker, die einem Mondkalender folgen, beginnt der Gesamttag, das νυχθήμερον, (wie auch der Monat) mit der Nacht, zur wissenschaftlichen Literatur vgl. etwa O. Neugebauer, „On the Date of Paulus Monachus Siciliae“ (1971), ferner W. Hübner, „Hören und Sehen in der Klassifikation der mathematischen Wissenschaften“ (1993), 372f. – Ebenso ennianisch ist das schließende Monosyllabon bei Cicero Aratea 475 nox (105,17), das schon auf Homer, Odyssee 5,294 = 9,69 zurück¬geht: Ennius, Annales 419 oritur nox, dazu „Noch einmal“, 196: besonders Avien 854. – Zu 1102 Leone: Die Stellung der obliquen Kasus von leo am Ende des Hexameters ist seit Homer, Ilias 5,136 λέοντα ebenso traditionell wie die von 1303 Bootes nach Homer, Odyssee 5,272 Βοώτην. – Auch der versus spondiacus 1170 und öfter Oriona (61,15 „Arats Endstellung des Orion“) ist seit Homer, Ilias 18,486 Ὠρίωνος vorgeprägt, Avien selbst verwendet ihn schon 584. Traditionell ist auch die Anfangsstellung (häufig als Rejet) von Σκορπίος / Scorpius (1170) seit Arat 304 und öfter, dazu D. Liuzzi, „Echi degli Aratea di Cicerone negli Astronomica di Manilio“ (1988), 148.
13. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteZur Semantik: Bei 1038 signiferi für den Tierkreis (erst im zweiten Durch-gang 79,16 kruz berührt) sowie zu 1069 signis (44,5 und 85,-5 σήματα) sollte Le Bœuffle herangezogen werden. – Zu φεύγειν = fugere für den Untergang von Sternen (103,10) vgl. Santini (1993), 300-302; Kommentar, II 440 zu Manilius 5,719. – Die 45 Anm. 164 zitierte Sternkarte im Anhang von Le Bœuffles Hygin-Ausgabe in der CUF (1983) stammt eigentlich von G. Aujacs Geminos-Ausgabe (1975).
14. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteFolgende Interpretationen sind fraglich: Ein Bezug des Adjektivs 1022 caeruleo (37,8) zum blauen Sommerhimmel ist nach den obigen Erörterungen ausgeschlossen. – Ob Soubiran bei Erigone (1113f.) wirklich an eine „zu Ohnmachten neigende Dame des 19. Jahrhunderts“ gedacht hat (49,15), bleibe dahingestellt. – Die Bedeutung von 1103 inclinatio ist zwar unklar, doch die Präzession (71 Anm. 307) spielt hier sicher keine Rolle. – Die „Überbietung“ von Germanicus 562 parvam … urnam durch Avien 1049 auratam … urnam wird weniger signifikant, wenn man bedenkt, daß Sterne immer wieder „golden“ genannt werden, und zwar durch zweierlei Materialbezug: zum einen zum verstirnten Gegenstand wie hier des Gefäßes, zum andern zu Darstellungen auf der gewöhnlich aus Metall getriebenen sphaera solida, vgl. Kommentar I 202 Index s.v. aurum (aureus, auratus) und besonders II 132f. zu Manilius 5,235 auratis … astris. – Daß die Zahlenzerlegung 1051 bis senis für Arat 550 δυοκαίδεκα dem Cicero ent-nommen wurde (81,-10), ist unwahrscheinlich, denn es handelt sich – gerade bei der Zwölf – um eine verbreitete Konvention aus metrischer Bequem-lichkeit seit Ennius, vgl. hierzu jüngst M. Vogel, Ter quinque volumina. Zahlenperiphrase in der lateinischen Dichtung von ihren Anfängen bis ins zweite Jahrhundert (2014), 593-595. – Wenig überzeugt, daß der Un¬tergang des Ketos auf die Unwiderstehlichkeit des Skorpions in der Orion-Episode vorausdeute (97,-8 zu 1163 illa tamen). – Ein Vergleich der Bestrafung Orions für seine Hybris mit der Bestrafung der Christenverfolger nach Lactanz, De morte persecutorum (103,-17) ist abwegig. – Daß der viermalige An-fang der Verse 1247-1250 mit dem Buchstaben a (104,-2) beabsichtigt sei, wird kaum jemand glauben, noch weniger, daß die Beobachtung, daß der Name Argo dabei vom Versende (1247 nach Arat. 686 Ἀργοῦς) an den Versanfang (1250) „rutscht“, am Versende entsprechend ihrer ‚Landung’ beim Aufgang (s.o.) das feste Land und am Versanfang bei ihrem Untergang gleichsam das Meer repräsentiere (105,1) – wenn die unklare Formulierung wirklich so gemeint sein sollte. – Daß die verstärkte Ansprache der Leser in den Versen 1322-1325 mit der Krise des Heidentums in jener Zeit zu begründen sei (107,-14), ist eine Überinterpretation, die um jeden Preis einen historischen Kontext herstellen möchte. – Ebensowenig überzeugt, daß der versus spondiacus 1291 adsurgente dem Aufgang des Perseus „ein besonderes Gewicht“ verleihe (106,6), denn versus spondiaci sind bei Arat und in der arateischen Dichtung gar nicht so selten. – Der furor poeticus sollte trotz der etymologischen Verwandtschaft mit μαίνομαι nicht mit der primordialen μῆνις der Ilias verglichen werden (116,11). – Wenig überzeugt, dass die Häufigkeit des Wortes procul etwas „Gewaltig-Großartiges“ suggeriere (116,15), so hat dieses Wort etwa bei der trauernden Pleiade Elektra eine ganz andere Bedeutung: 591 discretim procul, vgl. Hygin, De astronomia 2,21 l. 915-921 Viré; Ovid, Fasti 4,177f. und H. Gundel RE 21,2 (1952), 2497 s.v. Pleiaden. – Das am Ende der Arbeit (121f.) formulierte De-siderat, die Verbindungen zum Mithraskult aufzuspüren (nach R. Merkelbach), dürfte zu keinem nennenswerten Ergebnis führen.
15. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteZu den Fehlern wäre noch folgendes hinzuzufügen: Der Ausdruck 1161 vaga bracchia für Kepheus verbindet nicht etwa die mythologische mit der astronomischen Ebene (60,-3), weil vagus auch von Himmelskörpern gebraucht werde (nach dem OLD): Im Hiblick auf Himmelskörper bezieht sich das Adjektiv vagus nur auf die Planeten: Le Bœuffle (1977), 50f. und (1987), 265. Es handelt sich vielmehr um einen pathetischen Trauergestus (Kommentar II 280f. mit Abb. 47), den Kepheus mit seiner Ehefrau Kassiopeia teilt: ebendort II 303 Abb. 52 und II 303 Abb. 52 (vgl. Germanicus 199 tendit palmas). Daher stimmt auch die Übersetzung „seine hin- und herwinkenden Arme“ (23 nach Soubiran „incertains“) nicht. Mit ausgebreiteten Armen wird schließlich auch beider Tochter an den Felsen geschmiedet: Arat 202 διωλενίη τετάνυσται; 204 πεπταμέναι χεῖρες und ibid. II 321 Abb. 55 sowie 332 mit Abb. 56 zu Manilius 5,550 panduntur bracchia. Aus diesem Grunde ist auch die Deutung der Geste des Kepheus 1162 monet als Warnung (vgl. die Übersetzung 23 „warnt“) nach der Deutung von Arat 631 κελεύει (97,8 „verscheucht“) von Erren und Kidd fragwürdig. Es ist auch zu spitzfindig, die personale Konstruktion bei Germanicus (641 metuentis [et] virginis) gegen die unpersönliche Formulierung bei Avien 1157f. formidatam … / … speciem (nach Arat 629 μέγα δεῖμα) im Sinne einer mehr subjektiv-personalen statt einer objektiven Darstellung ausspielen zu wollen, vgl. die anteilnehmende Darstellung der Tragödie bei Manilius 5,587-192 und Kommentar II 336f. zu Manilius 5,561 spectacula. – Wenn es 72,-3 heißt, Avien verwende das Wort arbiter nur von Göttern mit Ausnahme des Kentauren Chiron, so ist zu bedenken, dass auch Chiron als Sohn des Kronos göttlich und zumindest bis zu seiner Verwundung unsterblich ist. Die Nähe zu den „Göttern zugeordneten Wesen“ (über 694f. arbiter ignis / ae-therii vom Sternbild Adler) hätte also gesehen werden müssen.
16. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteDie Bibliographie wurde zwar sorgfältig gestaltet, jedoch nicht benutzerfreundlich gegliedert. R. Herzogs Band im Handbuch der Altertumswissenschaft (1989) erscheint statt unter „Nachschlagewerke und ihre Abkürzungen“ unter der „Sekundärliteratur“, die ungebräuchlichen Abkürzungen AALL und NLAC der Werke von Le Bœuffle (136) statt unter „Nachschlage-werke und ihre Abkürzungen“ unter „Astronomische Literatur und Hilfsmittel“, woraus die wenig sinnvolle Trennung in philologische und astronomische Literatur deutlich wird. Es gibt auch sonst Überschneidungen. Der Avien-Beitrag von K. Smolak im Handbuch von R. Herzog (3 Anm. 2; 117 Anm. 428) hätte in der Bibliographie einen eigenen Eintrag verdient, ein 114 Anm. 402 herangezogener Aufsatz von J. Soubiran (1977) fehlt. Im übrigen werden mit einer auch bei Avien immer wieder aufgespürten „Redundanz“ (zum Beispiel 95,-12; 95,-7; 119,8) in den Fußnoten stets die vollen Titel aus dem Literaturverzeichnis unnötigerweise wiederholt (3 Anm. 2 drei Titel und passim).
Gelegentlich stören unglückliche Formulierungen wie „ein ziemliches Allerweltswort“ (30,-6), „befremdet dieses Attribut Franz Boll bloß“ (37,2), “In Manil. 2,251, das Soubiran ebenfalls anführt“ (37 Anm. 123,2); „der Prinz“ (89,1 – gemeint ist Germanicus), „rhetorisiert“ (89,-2). – Der Terminus „Lemma“ (34,19 u.ö.) sollte nicht die Rubrik eines Artikels bezeichnen, sondern dem Gesamtartikel vorbehalten bleiben. – Die vielen französischsprachigen Zitate sind korrekt, zu berichtigen jedoch 136,-11 „Aratos“. Der Name von A. Le Bœuffle wird etwa ein Dutzendmal verschrieben (45 Anm. 164 u.ö.), er erscheint nur einmal im Haupttext (94,6) sowie im Literaturverzeichnis richtig (128,4).
17. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteAus unerfindlichen Gründen wird die Kursive in den Fußnoten anders verwendet als im Haupttext: Prinzipiell erscheint lateinischer Primärtext im Haupttext in Kursive und in den Fußnoten in Antiqua, wobei die Kursive im Gegensatz zum Thesaurus nach moderner Konvention auch für Werktitel verwendet wird. Doch findet sich auch im Haupt¬text die Antiqua: 38,3 nach dem Thesaurus (Anm. 129); 50,-7; 66.-10 – 66,-4. Symptomatisch ist die allerletzte Stelle des ersten Kommentars (72,-1): „(Arat. 694: «arbiter ignis aetherii (aquila Iovis)»).“ Dieser Text wurde unter Kursivierung von „Arat.“, der Hinzufügung des Doppelpunktes und der Anführungszeichen sklavisch aus dem Thesaurus übernommen (Anm. 314). Dadurch häufen sich die Ungereimtheiten: Daß ausnahmsweise Aratea als Werkangabe für Aien hinzugefügt wird, mag wegen der Unterscheidung (ebenfalls nach dem Thesaurus) von den vorangehenden orb. terr. noch hingehen, doch muß die Versangabe 694f. lauten (der Thesaurus gibt nur den Vers des Lemmawortes an), und die Vergrenze fehlt, weil sie auch der Thesaurus nicht berücksichtigt. Vor allem aber wird das Dilemma deutlich, daß der Thesaurus dem Primärtext die ‚monumentale’ Antiqua vorbehält und den Text des Bearbeiters kursiviert. Kehrt man nach heutiger Gepflogenheit das Verhältnis von Antiqua und Kursive um, darf der Bearbeitertext nicht mehr kursiv gesetzt werden (29,15 und sehr oft). An der zitierten Stelle trifft nun beides zusammen, so daß bei Kursivierung des Primärtextes der Bearbeitertext nicht mehr zu unterscheiden gewesen wäre, daher dort die Antiqua.
18. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteIn den Fußnoten steht lateinischer Primärtext zwar grundsätzlich in Antiqua, aber er begegnet durchaus auch in Kursive: 29 Anm. 67; 30 Anm. 68 (danach aber Antiqua); 51 Anm. 197 (aber Anm. 199 Antiqua); 53 Anm. 209 und 210; 56 Anm. 227 (nach Le Bœuffle); 58 Anm. 235 und 237; 58 Anm. 238 (aber in der nächsten Anmerkung Antiqua). Symptomatisch ist wiederum eine Stelle, wo der Thesaurus unter Hinzufügung von Satzzeichen genau übernommen wird (54 Anm. 214): Primärtext in Antiqua, Bearbeitertext in Kursive, und so erscheint die Antiqua für den Primärtext dann weiter in Anm. 216-219.
19. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteEin weiteres Problem stellt die Tatsache, daß der Thesaurus das Lem¬mawort abkürzt. Willms läßt dieses für den Zusammenhang entscheidende Wort aus, entweder von sich aus (29 Anm. 67: Manilius 5,440 cient) oder auch, weil es schon im Thesaurus fehlt (45 Anm. 160: Martianus Capella 8,851 commoventur). Völlig inkzeptabel ist die schlichte Übernahme der Kürzungen wie 37 Anm. 12 sowie 38,6 und Anm. 130 „-o“ für exiguo; 38,7 „-a“ für exigua; 54 Anm. 214,2 „-a“ für plurima; 57 Anm. 229 „-e“ für cardine; 66,-4 „-as“ für curvas. – Noch weniger sollte man den Fettdruck aus den Quellen übernehmen, weder aus dem Thesaurus (34,20f. mit Anm. 104) noch anderswoher (36 Anm. 119 nach Lyne).
20. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteDie Zitierweise folgt fast immer richtig dem Thesaurus, jedoch nicht 47 Anm. 176 „German.“. Bei „Ausonius epist. VII,21 G.“ (30,15: gemeint die Ausgabe von R.P.H. Green, 1999, vgl. 125) modernisiert er die alte Zitierweise Auson. 391,21 p. 258 Peiper (so der in Anm. 72 zitierte Artikel von H. von Kamptz). – Die Namen antiker Autoren werden meist, wie üblich, latinisiert, also „Arat.“ oder „Avien.“ jeweils mit Punkt (dieser fehlt allerdings 37 Anm. 123,-3 und 123,-2). Leicht inkonsequent ist es, wenn die vorbildlich ermittelten Vornamen der Thesaurusbearbeiter manchmal wiederholt werden, manchmal aber auch nicht: e.g. 45 Anm. 165 Oskar Hey – Anm. 166 Hey – Anm. 167 Oskar Hey. – Ungeschickte Abkürzung 100,-10 „curieu[x]“ frei nach Soubiran „curieusement“.
21. Ergänzung von Wolfgang Hübner:
ReplyDeleteWenig benutzerfreundlich ist das Verfahren, im Haupttext die Stelle und in der Fußnote unvermittelt den Text zu bringen: 45,3 mit Anm. 159; 45,10 und Anm. 162 und öfter (dazwischen fängt in Anm. 160 dagegen der Text mit Minuskel an, und die Stelle wird erst danach in Klammern angegeben.
Folgende Stellenangaben sind zu berichtigen: 32 Anm. 96 am Ende: 2371,7; 33,-5 Avienus 933f. (wiederholt 34,3); 61,1 Avienus 1166 wegen der von Soubiran abweichenden Textgestaltung ohne Absatz; daher wurden auch die beiden Lem¬mata acer und quin et vertauscht; 72,-1 Avienus 694f. (wegen Übernahme aus dem Thesaurus); 81,-10 Arat. 550; 105,17 Cicero Aratea 475. 110 Anm. 389,-2 Sou¬biran 84-85.
Falscher Text (berichtigt): 33,-3 haerentia (der gedruckte Text ist metrisch unmöglich); 42,-2 auratam (richtig 10 in der Edition); 100,16 comae. – Fehlende Majuskel 50,-10 Olorem (richtig 12 in der Edition); 67,11 Carinae (modernes Sternbild).
Nur wenige Druckfehler sind zu berichtigen: 35 Anm. 110 „Valencia“ (ohne Akzent) und „Alicante“ (nach D. Stichtenoth), 71,-1 „Satzanfang“; 76,2 „vorher beschriebenen“ (Spatium). – Im Griechischen 38,14 μικρὸν; 97 Anm. 359,5 ἐκκλίνειν. – Silbentrennung 49 Anm. 187 „Innen-leben“.